05.03.2014

Erste Pressestimme - 'Bilder mit der Aura des Geheimnisvollen'

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VERNISSAGE:
Ausstellung „Fotokunst – Kreatives Sehen“ im Xylon-Museum legt unterschiedliche Aspekte der schöpferischen Tätigkeit von Birgit Walther-Lüers offen





Birgit Walther Lüers zeigt hier bei ihrer Vernissage im Xylon-Museum das Werk "GeSTAPELt". Es geht ihr bei den Bildern nicht vordergründig darum, die Wirklichkeit abzubilden, sie möchte das Motiv als solches zur Geltung bringen.
                                                                                                                                                © Lenhardt

Bilder mit der Aura des Geheimnisvollen 
- Von unserer Mitarbeiterin Maria Herlo -
 
Schön eingerahmt hängen sie an den Wänden, die groß- und kleinformatigen Bilder der Fotografin Birgit Walther-Lüers. Die Präsentation der Blöcke "Ansichtssache", "PaperArt" oder "Porträts" im Xylon-Museum ist locker und großzügig. Sie lässt den Besuchern Raum, sich den Bildern zu nähern. Und die zahlreichen Vernissagegäste sind berührt von der satten Schönheit und brüchigen Fragilität dieser Arbeiten, um die sich stets eine Aura des Geheimnisvollen legt. 
Mit einer extra für die Ausstellungseröffnung kreierten Eigenkomposition, die Lola Demur "Die Insel" betitelte und sie der Fotografin widmete, versetzte die Tastenvirtuosin am Samstagabend die Besucher gleich zu Beginn in passende Stimmung.

Heute gibt es kaum Menschen, die nicht zur Fotokamera greifen. Was jedoch Kunstfotografie ausmacht, wie sich ihre Grenzen gegenüber anderen Medien abstecken lassen und was das Besondere an dieser Ausstellung ist, darüber erfuhren die Besucher einiges von der Heidelberger Kunsthistorikerin Dr. Maria Lucia Weigel und dem Fotografen und Freund der Ausstellenden Bernd Daub. 
Untertitel wie "Auf dem Weg", "Ausgestreckt" oder "Freestyle" weisen auf eine tiefere Bedeutungsebene hin. Sie sind nicht zufällig gesetzt, wie Professor Helmut Spinner von der Universität Karlsruhe in seiner Begrüßung andeutete.
"Bei den Bildtiteln sieht man, dass eine Lyrikerin dahintersteckt", sagte Bernd Daub in seiner Laudatio. "Das sind nicht einfach Titel, die zu zwingender Archivierung vergeben wurden, sie sind Bestandteil der Bilder und bilden mit der Fotografie ein Gesamtkunstwerk." 
Auch Kunsthistorikerin Weigel wies darauf hin, dass "das erste künstlerische Medium, in dem Walther-Lüers ihre Sicht der Welt" einbrachte, die Lyrik war. Schon 2007 erschien der Band "Füllhorn - Lichtstrahlen warten am Horizont" und 2009 "365 Tage Liebe".

Konzentriert aufs Wesentliche
Erst später trat die Arbeit mit der Kamera hinzu. Beide Genres sind im aktuellen Schaffen der Künstlerin eng verbunden und befruchten einander. Die Gäste kamen in den Genuss von Gedichten, die zu Arbeiten wie "Die Unvollendete", "Leuchtendes Schweigen" oder "The Man I Love" entstanden sind und von der Autorin selbst vorgetragen wurden. Es sind persönliche Gedanken, ausgelöst durch die mit der Kamera in den Blick genommenen Motive, so Weigel. 

Was die Bilder betrifft, geht es der Künstlerin nicht um die Wiedergabe der Wirklichkeit. Sie konzentriert sich auf das Wesentliche: die Ästhetik des Gezeigten zur Geltung zu bringen. Der Überraschungseffekt ergibt sich daraus, dass Alltagsobjekte noch nie auf diese Weise gesehen wurden. Bei Porträts, erklärte Weigel, fängt die Kamera das Wesen des Menschen ein.

Bernd Daub bezeichnete es als große Auszeichnung für Walther Lüers, im Xylon-Museum ausstellen zu dürfen. "Schwetzingen", sagte er, "ist in der Region ein kulturelles Juwel und für viele von außerhalb ein Begriff." Nachdem er kurz den Werdegang der Künstlerin nachzeichnete, den Weg, den sie ging, von den Anfängen als Lyrikerin bis hin zur Fotografie, und die Entstehung des Begriffes "Biggiismus" erklärte, sprach er von der Kunst des Weglassens in den fotografischen Arbeiten Lüers und der Art, wie die Unikate entstanden sind. Auch, dass sie sich auf keinen Stil festlege, erwähnte er.

Anschließend ließen sich die Besucher von der Schönheit und Vielfalt der Motive bezaubern. "Das hier ist ein Bild von großer Ausdruckskraft", sagte die 70-jährige Cecilia Wieck aus Heidelberg und zeigte auf eine Arbeit, die den Titel "Sprudelnde Kraft" trägt. "Auch mir gefällt sie sehr", stimmte Gebhard Kappeler aus Brühl zu. Die Verfremdung der Blumenstiele in einem Glas mit Wasser verdichten die Komposition zu einer zeitlosen Aussage.


© Schwetzinger Zeitung, Montag, 03.03.2014 Bilder mit der Aura des Geheimnisvollen